91 Jahre Februaraufstand – Termine

Am Mittwoch jährt sich der Februaraufstand zum 91.Mal. Es ist einem kleinen Bündnis zu verdanken, dass sich in den letzten Jahren eine kämpfersische Gedenkkultur etablierte. Sie führen seit nunmehr drei Jahren  Demonstationen durch, bei denen Erinnerungspolitik mit aktueller Politik gemischt wird. Auch heuer, mit einem verschärften politischen Gegenwartsbezug, wird es eine Demo mit dem Motto “Gedenken heißt Kämpfen!”

Mittwoch, 12. Februar 2025, 17:30, U-Bahnstation Längenfeldgasse

Neben manch offiziellen Terminen sind Buchpräsentationen des Sammelbandes “Austrofaschismus und Februarkämpfe” und Filmfvorführungen des Filmes “Die Kinder der Kämpfer” geplannt. Die Publikationen sammelt vor allem Beiträge, die letztes Jahr beim gleichnamigen Symposium präsentiert wurden. Buchvorstellungen wird es  u.a. in der Pankahyttn, in der Anarchistischen Bibliothek und im Libreria Utopia geben. Auch der Film “Die Kinder der Kämpfer” wurde letztes Jahr zum 90-jährigen Jubiläum gedreht. Wie der Name schon sagt, kommen darin vor allem die Kinder und Enkel*innen der damailigen Kämpfer zu Wort. Eine genaue terminliste rund um den Jahrestag findet sich hier: Terminliste Jahrestag

Zum Abschluss noch ein eigener Hinweis: Hier auf dem Blog wird es einen neun bericht zum Thema “Der Februar auf dem lande” geben – den allerdings mit etwas Verspätung….

Kein Vergeben! Kein Vergessen! Sommerkino gegen den Austrofaschismus

90 Jahre später. Die Februarkämpfe sind nicht vergessen. Das Volxkino nimmt diese runde Zahl her, um eine Abend 2 Filme mit O-Tönen von damals zu präsentieren. Am Matteottiplatz, beim Sandleitenhof, werden ab 21:00 die Filme „Auf der Suche nach dem verlorenen Februar“ und „Tränen statt Gewehre“ gezeigt.

Der Ort ist nicht zufällig gewählt. Der Sandleitenhof war eine der Orte, an denen es im Februar ´34 zu heftigen Kämpfen zwischen Arbeiter*innen und Polizei und Bundesheer kam.

Schon am 13.Juni wurde bei einem anderen Kinoabend als Vorfilm der Zeichentrickfilm „Heldenkanzler“ gezeigt. Der Film lässt sich auch in den weiten Welten des Internets finden und ist hier verlinkt.

Ein Danke an das Team des Volxkinos für ihren Beitrag gegen das Vergessen!

“Unsterbliche Opfer” – Gefangen im Kreislauf der Gewalt

Es war ein Moment voller Dramatik und Symbolkraft, der sich am 15. Juli 1934 ereignete. Gerade als der Chor das Lied “Unsterbliche Opfer” beendete, brach die Polizei gewaltsam ein. Schüsse wurden abgefeuert, und drei mutige Menschen stellten sich den Angreifern entgegen. Zwei von ihnen verloren ihr Leben, der Dritte wurde schwer verletzt. Ein fortlaufender Kreislauf der Gewalt nahm seinen Lauf, der unaufhörlich neue Opfer forderte. Paradoxerweise war sogar das Gedenken an die bereits Gefallenen Teil dieses verhängnisvollen Zyklus, was letztlich neue Opfer hervorbrachte. Josef Gerl wurde das jüngste Opfer in dieser schmerzhaften Abfolge und wurde am 24. Juli hingerichtet.

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Unsterbliche Opfer

Fürs erste nur das Lied, der Text kommt in den nächsten Tagen.

Unsterbliche Opfer,                   
ihr sanket dahin,                     
wir stehen und weinen,                
voll Schmerz, Herz und Sinn.          
Ihr kämpfet und starbet               
um kommendes Recht,                   
wir aber, wir trauern,                
der Zukunft Geschlecht.               

Einst aber,                           
wenn Freiheit den Menschen erstand    
und aller euer Sehnen Erfüllung fand:
dann werden wir künden,               
wie ihr einst gelebt,                 
zum Höchsten der Menschheit           
empor nur gestrebt!

Demobericht „Freizeitpädagogik bleibt!“

Ende Mai wurden Pläne der Regierung bekannt, in denen sie die bisherige Freizeitpädagogik in eine Assistenzpädagogik umwandeln wollen. Was sich nach einer kleinen Änderung anhört, hat für die Pädagog*innen in Wien schwerwiegende Konsequenzen. Bislang sind sie vor allem für die Nachmittagsschulen in Volks- und Elementarschulen zuständigen. Laut den neuen Plänen sollen sie auch am Vormittag quasi als Hilfslehrer*innen tätig sein. Dank des ohnehin schon krassen Lehrer*innenmangels kann mensch sich vorstellen, welcher Stress mit den neuen Aufgaben auf die Betroffenen zukommt. Als Dank gibt es dafür prozentuell weniger Lohn und mehr Arbeitszeit. Ein weiterer Kritikpunkt richtet sich an die geplante Voraussetzung für diesen neuen Beruf. Zwar braucht es in Zukunft nur noch die Hälfte der Ausbildungszeit, dafür wird aber Matura verlangt. Was mit den jetzigen Freizeitpädagog*innen ohne Matura passieren soll, ist unklar Continue reading

Wien, 1. Mai 1934 – Wir kommen wieder!

Der 1. Mai 1934 stand für die Wiener Linke unter keinen guten Vorzeichen. Keine drei Monate zuvor wagten Arbeiter*innen einen Aufstand gegen den Austrofaschismus. Der war leider erfolglos, die Konsequenzen waren jedoch fatal. Mehr als 100 Linke starben in den Gefechten, Tausende wurden verwundet. Tausende wurden verhaftet, es wurden extra „Anhaltelager“ für diejenigen errichtet, die an den Februarkämpfen teilgenommen hatten. Viele andere flohen vor der Repression ins Ausland. Alle linken Organisationen wurden verboten, ihr Vermögen einbezogen.

Dennoch war der Frühling von allem anderen als von Hoffnungslosigkeit geprägt. Viele Arbeiter*innen jener Zeit glaubten, dass die Niederlage nur vorübergehend sein werde, dass die Möglichkeit einer sozialistischen Revolution gegeben sei. Vor allem in den Liedern der damaligen Zeit findet sich Spuren dieser Hoffnung, die für viele der Nachgeborenen unverständlich erscheint. So ist im „Arbeiter von Wien“, ein Lied, das damals große Popularität genoss, die Rede vom „Bauvolk der kommenden Welt“. Programmtisch heißt es „Wir sind die Zukunft und wir sind die Tat.“ und „Wir sind der Zukunft getreue Kämpfer“. Auch in „Schluss mit Phrasen“ , ein Lied, das kurz nach den Februarkämpfen geschrieben wurde, ist keine Hoffnungslosigkeit zu spüren. Dort heißt es: „Schluss mit Phrasen, vorwärts zu Taten. Denn die Fronten wurden jetzt klar. Durch den Kampf der roten Soldaten, durch den zwölften Februar.“ Auch in den politischen Slogans, die im Frühling ‘34 populär waren, wurde der Wille zum Widerstand zum Ausdruck gebracht. „Wir kommen wieder“ und „Auf den schwarzen Februar folgt der rote Oktober“ hieß es da. Bei dieser Stimmungslage war klar, dass viele Arbeiter*innen auf Aktionen am 1. Mai, dem traditionellen Kampftag der Arbeiter*innen, nicht verzichten wollen.

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Zwei Seiten von Silvester

Party like it’s Silvester 1966!

Die eine Seite

Armutsbetroffene Jugendliche gehören zu den großen Verlierer*innen der Pandemie. Während der Ausgangsbeschränkungen mussten sie auf öffentlichen Plätzen mit Polizeikontrollen rechnen. Privaten Orte standen ihnen jedoch meist nicht zur Verfügung. Durch die Nachwirkungen, durch die Wirtschafts- und Inflationskrise steigt der Druck gerade in den unteren sozialen Schichten. Und der Ausblick ist nicht gerade rosig. Die Hoffnung, dass es besser werden wird, verschwindet mehr und mehr. Kurz gesagt: Diesen Jugendlichen wurden und werden Lebensjahre und Lebenschancen in einem unglaublichen Ausmaß gestohlen!

Da in diesem Land Armut erheblich rassifiziert ist, mischt sich Rassismus mit diesen Formen sozialer Benachteiligung. Das Ergebnis ist das Wissen, in dieser Gesellschaft ein Mensch zweiter Klasse zu sein. Egal ob am Wohnungsmarkt oder am Arbeitsmarkt. Die guten Jobs, die schönen Wohnungen sind für andere Leute, nicht für einen selbst, reserviert ist. Auf der Straße ist es das Wissen, dass die Polizei bei Kontrollen gerade die rausfischen wird, die offensichtlich nicht zur Mehrheitsgesellschaft gehören. Dass haargenau dann der Knüppel besonders locker sitzt.

Zu Silvester und bei anderen Parties kommt das übliche Balzverhalten. Jungs, die gerne zeigen wollen, wie groß, cool und stark sie nicht sind. Doch im Gegensatz zu ihren Altersgenoss*innen aus besseren sozialen Schichten fehlen ihnen die privaten und sicheren Räumen, wo sie sich gefahrlos ausprobieren können. Sie müssen das zwangsweise im öffentlichen Raum machen, und stoßen dabei auf ein ganz anderes Echo.

Dass es in dieser Gruppe immer wieder kracht, dass es zu größeren und kleineren Ausschreitungen kommt, ist wenig verwunderlich.

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1.Mai in einer Zeitkapsel

Retropolitik von links und Sozialprotest von rechts?

Aktionen in der Zeitkapsel

Der 1.Mai als Kampf- und Feiertag der Arbeiter*innen hat eine starke Tradition auch in Wien. Diese ist so stark, dass mensch das Gefühl hat, sich in einer Zeitkapsel zu befinden: Die Welt ändert sich, der 1.Mai bleibt gleich.

In der Früh wendet sich die SPÖ für ein paar Stunden ihren Wurzeln zu. Doch dazu wird die Differenz zur jetzigen Politik sichtbar. Immer weniger Menschen haben Interesse daran. Der SPÖ ist das egal. Sie lügt sich die Teilnehmer*inennzahl zurecht, dass sich die Balken biegen.

Kurz vor Mittag läuft dann die internationalistische Demo. Es ist die Zeit der großen Klage, dass der Kommunismus ja doch Recht gehabt hätte, wenn der Weltenlauf ihm eine Chance gegeben hätte.

Am Nachmittag bzw. am Abend kommt der Auftritt der (Post)Autonomen, die für diesen einen Tag über den Umweg der Prekarität die Arbeiter*innenklasse wieder entdecken.

Dazwischen und danach wird gefeiert, sich selbst auf die Schultern geklopft, sich zu „starken, kämpferischen und lauten Aktionen“ beglückwünscht, und auf den 1.Mai nächsten Jahr verwiesen, der natürlich auch wieder „stark, kämpferisch und laut“ werden wird. Bis dahin wird die Zeitkapsel wieder nicht verlassen!1

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Hört auf, nach mehr Repression zu rufen!


Einmal mehr zogen die Schwurbler*innen gestern durch die Stadt. Einmal mehr schaute die Polizei zu, obwohl die Demo vorher verboten wurde. Einmal mehr wurde das Vorgehen mit linken Demos verglichen. Einmal mehr wurde ein härteres Vorgehen, wurde mehr Repression gefordert. HÖRT AUF DAMIT!

Das härtere Vorgehen ist bereits da. Als oberster Corona-Bekämpfer wurde ein Militär mit Geheimdienst-Vergangenheit ernannt. Das Virus soll wie ein Feind bekämpft werden. Demos werden immer leichter und unter immer abstruseren Gründen verboten – wenn es auch nicht immer durchgesetzt wird. In Straßburg wurde für Silvester eine Ausgangssperre für Unter 16Jährige verhängt – nicht aus Angst vor Corona, sondern aus Angst vor Ausschreitungen.

Das ist das Wesen der Repression. Sie trifft nicht nur die, die es treffen soll, sondern potenziell alle – auch die, die nach ihr rufen. Linke bzw. liberale Demos werden genauso verboten bzw. müssen zu unmöglichen Zeiten stattfinden!

Deswegen nochmal: Hört auf, nach mehr Repression zu rufen! Hört auf, darauf zu hoffen, dass die Polizei die gesellschaftlichen Probleme löst! Das müssen wir schon selbst tun! Die Schwurbler*innen stellen eine nicht zu unterschätzende, gefährliche Strömung der jetzigen Zeit dar. Sich ihnen auf allen Ebenen entgegenstellen, ist wichtig. Doch wenn wir das der Polizei überlassen, bedeutet das noch mehr Autorität und Repression für uns alle. Darum müssen wir uns schon selbst kümmern!