Deaf Power statt Awakening!

Das Wochenende war ja ein neuchristlicher Awakening-Event in der Stadt. Mein Interesse für so Sekten ist ja endend wollend, daher weiß ich ziemlich wenig drüber. Dank Stargast S. Kurz, seiner medienwirkscamen Angebetetwerdens und meiner Informations-/Internetsucht hat sich das jetzt geändert.
Heilung durch Gottes Kraft spielt da eine zentrale Rolle. Einer ihrer Prediger, Reinhard Bonnke, verzapft da Folgendes: „„Nun liebe Freunde, während ich Jahr für Jahr weltweit vor Millionen Menschen das Wort Gottes predige, geschehen Tausende und Abertausende Wunder. Blinde können sehen, Lahmen können gehen, taube Ohren öffnen sich, stumme Münder beginnen zu sprechen.“
Er übersieht dabei, dass es eine ziemlich einfache Heilung für „Taube“ und „Stumme“ gibt, die soagr von ihnen selbst erfunden wurde: die Gebärdensprache. Das hat allerdings weniger mit Gottes Kraftm und mehr mit Basic Respect zu tun. Abewr daran scheint es den Neuchrist*innen ganz grundsätzlich zu mangeln!

M- Deaf Me Normal


Eine Randbemerkung zur Neuverfimung von „M – Eine Stadt such einen Mörder“ von David Schalko: Meines Wissens ist es der erste österreichische Spielfilm, bei dem eine gehörlose Schauspielerin mitspielt. Ein klarer Fortschritt also. Ganz ohne Wermutstropfen geht das aber leider auch nicht. Das Problem ist die Rolle und das damit zusammenhängende Narrativ. Samira Lehmann spielt Coco, eines der Opfer des Serienmörders. Die Szenen rund um ihren Mord sind emotional stark aufgeladen. Der/Die Zuschauer*in soll Mitleid bekommen. Doch eben dieser Opferdiskurs, eben dieses Mitleid verhindert oft genug wahre Emanzipation.
Da ist der Dokumentationsfilm schon weiter. In den letzten Jahren gab es ein paar sehenswerte Beiträge, z.B. „Seeing Voices“ von Dariusz Kowalski. Hier werden die komplexen und ganz normalen Lebensbereiche von vier gehörlosen Frauen gezeigt.
Es wird also noch viel Wasser die Donau runterfliessen, bis gehörlose im Film eine auch nur annähernd gleichberechtigte Rolle spielen können. Doch mit „M“ wurde ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung gemacht.

Deutsch mich nicht an!

Hallo liebe Regierung! Hallo lieber Bildungsmisnister!

Die Pläne für die die „Deutschförderklassen“, wie ihr das euphemistisch nennt, sind ein direkter Angriff auf mich und mein Umfeld. Ich bin ein CODA – sprich meine Eltern sind gehörlos. Darum bin ich zweisprachig aufgesprachen, mit Gebärdensprache und Lautsprache. In meinen Freund*innenkreis gibt es einige gehörlose Menschen – auch gehörlose Kinder. Einige von ihnen werden nie ordentlich deutsch reden können, aber alle können sich perfekt in Gebärdensprache unterhalten. Was passiert mit ihnen? Wenn die jetztigen Plänen 1:1 umgesetzt werden, werden sie aus ihren Klassen rausgerissen und müssen in Zukunft 2/3 mit sinnlosen Sprechübungen verbringen. Nur 1/3 der Zeit bekommen sie normalen Unterricht. Besonders pervers ist dabei, dass es schon vor Schuleintritt Test geben soll. Wie soll das funktionieren? Wer undeutlich oder mit deutlichen Akzent redet, kommt in die Sonderklasse? Aber nein, Rassismus und Ablismus ist das nicht, schließlich gibt es standardisierte Tests! Eine Chance, in de „normale“ Klasse zu kommen, haben die, die Deutsch nicht lernen können, nicht. (Ich hab erst jetzt erfahren, dass die Maßnahemn auf 2+ Jahren bechränkt werden soll, ändert aber wenig…) Danke! Der Weg zu einem funktionalen Analphabetismus ist damit vorgezeichnet. Die Zukunft könne sich die Kinder jetzt ausmalen: Entweder sich in der immer enger werdenden sozialen Hängematte Platz nehmen, oder Toiletttenreinigungsfachmann/frau werden. Ich bin begeistert von so viel Warmherzigkeit und so viel Weitblick!

Wahrscheinlich wird es nicht so weit kommen. Wahrscheinlich habt ihr beim Pläneschmieden und Gesetzemachen die Betroffenen vergessen. Passiert ja öfters mal. Und so werdet ihr wahrscheinlich nachbessern und Ausnahmeregelungen schaffen. Denn es sind ja nicht die armen Behinderten damit gemeint, sondern nur die bösen Ausländer*innen! Genauso wird es Ausnahmeregelungen für die französisch- und englischsprachigen Schulen geben wird. Und für Leute mit kroatischeer und slowenischer Muttersprache, das wurde immerhin im Staatsvertrag festglegt. Klar, denn das sind ja die guten Ausländer*innen und nicht die bösen! Das macht die Sache aber nicht besser. Denn dadurch kommt es zur Unterscheidung zwischen den guten deutschsprachigen Kindern, denen, den die Gnade einer Ausnahmereglung zu Gute kommt und den bösen Fremdsprachigen! Und die erfahren schon bei Schuleintritt, dass, wenn sie schon im selbsterklärten Paradies Österreich bleiben wollen/müssen, ihr Platz ganz unten ist.

Ich habe einen anderen Vorschlag für euch: Was haltet ihr davon, wenn ihr die Mehrsprachigkeit einfach mal zur Kenntnis nehmt? Ihr könnt sie als Bereicherung und nicht als Bedrohung wahrnehmen. Immerhin ist die so alt wie die Stadt (ja, ich rede hier von Wien und niocht von Österreich, macht aber wenig Unterschied,…) selbst. Ich war so frei, und hab euch das folgende Zitat aus dem zweitältesten Geschichetbuch der Stadt rausgesucht:

„An das Lugeck kam ich angeher,

Da tratten Kauffleut hin und her,

Al Nacion in jr claidung.

Da wird gehört manch sprach und zung.

Ich dacht ich wer den Babel Khumen,

Wo alle sprach ein anfang gnomen.

Vnd hört ein seltzams dräsch und gschray

Von schönen sprachen mancherlay.

Hebreisch, Griechisch und Lateinisch

teutsch, Frantzösisch, Türkisch, Spanisch,

Behaimisch, Windisch, Italienisch,

Hungarisch, guet Niederlendisch,

Naturlich Syrisch, Crabatisch,

Rätzisch, Ponisch und Chaldeisch.

Des volcks was auch eine grosse meng.“

 

Und das wurde bereits 1548 geschrieben – und hat sich bis heute nicht wirklich verändert. Think about it!

Briefe enden normaler mit „Mit freundlichen Grüßen“- Aber wer so massiv die Lebenschancen von tausenden Kindern vernichtet, der verdient keine Grüße!

Drum Bum

P.S. Weniger emotional, dafür mehr wissenschaftlich sehen es die Forschenden und Lehrenden von „ Deutsch als Zweitsprache“. Inhaltlich ist es das Gleiche.

Update: Ursprünglich hieß es ja, dass es für das Projekt extra Geld gibt. In der Zwischenzeit wurde bekannt, dass bei der Integration generell, also auch bei der schulischen Integration gespart wird. Mensch kann sich also ausmalen, wie die Klassen aussehen werden…