Eindrücke von den Lobau-Protesten

islang gibt es noch wenig subjektive Berichte vom Camp und der Besetzung im Zusammenhang mit der Lobau-Autobahn. Seit gut zwei Wochen gibt es in Hirschstetten ein legales Camp. Kurz darauf wurden drei Baustellen besetzt. An anderen Orten wird jedoch die Stadtstraße, die die Südosttangente mit dem neuen Stadtteil Aspern Seestadt und der noch zu errichtenden Lobau-Autobahn verbinden soll, weitergebaut. Momentan ist die Stimmung dort entspannt. Politik und Betreiber*innen warten wohl auf die kalte Jahreszeit in der Hoffnung, dass sich dann nur noch wenige Besetzer*innen dort befinden, und diese sich leicht räumen lassen.

Die Besetzung lag schon länger in der Luft. Bei Umweltdemos diesen Frühling wurde mehrfach klar gemacht: „Wird gebaut, wird besetzt!“ So ist es jetzt ein schönes Gefühl, dass die Aktionen endlich begonnen haben.
Camp und Blockaden befinden sich in Hirschstetten, einer verschlafenen Vorstadt-Gegend. Das ist leider bei weitem nicht so atmosphärisch wie ein Camp im Auwald, lässt sich aber nun mal nicht ändern. Dennoch ist vor Ort ein schönes Ambiente. Von den Anrainer*innen gibt es einiges an Support, die wenigsten von ihnen haben Lust auf die Lärmhölle Autobahn. Komische Blicke gibt es auch, aber nicht besonders oft.

Die Dynamik vor Ort ist durchwegs positiv. Anfangs waren es eher wenige Aktivist*innen. Doch dank guter Vernetzung, erfolgreicher Mobi und besten Herbstwetters werde es ständig mehr. Mein Gefühl ist, dass hier was echt Gr0ßes entstehen kann. Vor allem bei manchen der Events (z.B. Baustellenkonzert) finden schon jetzt mehrere hundert Leute den Weg in die verschlafende Vorstadt. Normalerweise sind es ein paar dutzend Menschen, die sich auf die vier verscheidenen Orte aufteilen. Es ist zu hoffen, dass jetzt, wo es noch ruhig ist, noch mehr Menschen nach Hirschstetten kommen; damit dann, wenn es stressiger wird, leichter (re)agiert werden kann.

Das Zusammenspiel zwischen beständigen Gruppen vor Ort und Unterstützer*innen, die manchmal vorbeikommen, funktioniert sehr gut und hat durchwegs Potential. So ist es möglich, dass zumindest kurzfristig sich viele Menschen an Aktionen beteiligen. Es ist möglich, auf der Baustelle und im Stadtzentrum gleichzeitig präsent zu sein. Schon jetzt tauchen mehr und mehr Plakate, Stickers und Graffitis mit Lobau-Bezug auf. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es hier in Zukunft zu Problemen kommen kann. Auf der einen Seite Dauerbesetzer*innen, wo es leicht zu Überforderungen kommen kann; eine hohe Fluktuation mit Problemen der Informationsweitergabe, der Entscheidungsfindung und der Organisation allgemein kommen kann. An dieser ein sehr allgemeiner, aber dennoch wichtiger Hinweis: Achten wir auf uns selbst, achten wir aufeinander! So können wir einen guten Protest-Spirist schaffen, der auch länger anhält!
Generell macht es Sinn, sich auf einen langen Kampf einzustellen. Die Betreiber*innengesellschaft ASFINAG rechnet mit einer Bauzeit bis 2025 – nur für die Verbindung zwischen Südosttangente und Lobau-Autobahn. Die beiden Straßen werden mehr als 25 km lang sein. Aus Wortmeldungen der politischen Kräfte im Hintergrund, der Bundes-ÖVP sowie der Wiener SPÖ, ist zu entnehmen, dass sie das Projekt unbedingt durchziehen wollen. Es wird also spannend bleiben.

Zum Schluss kommt nochmal die Bitte´, beim Camp und bei den Blockaden vorbeizuschauen. Es gibt auch ein Programm, meist ist es aber sehr kurzfristig geplant. Es sei hier aber auf zwei-drei größere Events hingewiesen:
17.September, 17:00 Schwarzenbergplatz: Critical Mass zum Lobau-Camp
24.September, 12:00 Praterstern: Klimastreik
25.September: Ergebnis der Evaluation des Lobau-Tunnels wird präsentiert. Davon wird