Let them die!

Die „Open Arms“, eines jener Schiffe, die im Mittelmeer schiffbrüchige Flüchtlinge hilft, treibt gerade ziellos vor der Küste Italiens herum. Der bizarre Grund dafür: Es nahm Schiffbrüchige auf. Dann kam die libysche Küstenwache und verlangte, dass die Refugees zu ihnen ins Schiff gebracht werden. Ansonsten würden sie schießen. Das alles passierte in internationalen Gewässern. Eine Eskalation konnte vermieden werden, doch nun verweigert die MRCC, die die maritimen Seenotrettungen in Italien koordiniert, die Einfahrt in einen Hafen. Das Schiff fährt folglich jetzt ziellos vor der Küste Italiens herum.

Update: In der Zwischenzeit konnte es in Pozallo, in der Nähe von Ragusa in Sizilien anlegen. Doch dort wurde das Schiff von der italienischen Polizei beschlagnahmt. Es kommt immer noch schlimmer….

Schon in der Vergangenheit spielte die MRCC eine zwielichtige Rolle. Sie verwanzte, boykottierte und konfiszierte schließlich die „Iuventa“, ein anderes Schiff der zivilen Seenotrettung. Hier gibt es einen längeren Artikel dazu, wo die Ereignisse rund um die Beschlagnahme des Schiffes ganz genau dargestellt werden.

Um das Ganze in das rechte Licht zu rücken. Die meisten Refugees brechen aus Libyen auf. Dort herrschen verschiedene Banden, die eigen Lager für Refugees betreiben – unter anderem mit Geld von der EU. Dort gibt es nicht nur Zwangsarbeit, Gewalt und Folter. Vor ein paar Monaten lösten Berichte über Sklav*innenhandel international Proteste aus. Laut diversen Berichten sind in diesen Lagern nicht nur Refugees, auch Gastarbeiter*innen und Arbeitswillige aus anderen Ländern werden dort teils mit falschen Versprechungen hingebracht – es ist ein erfolgreiches Geschäftsmodell. Dort werden sie ausgebeutet. Gleichzeitig wird versucht, von den Familien der Betroffenen Schutzgeld zu verlangen. In manchen Fällen gibt es ein Schuldsystem: Die Refugees müssen ihre Schulden für die Überfahrt in einem der Lager abarbeiten. Wenn sie nicht mehr zu gebrauchen sind oder wenn sie die Schulden gezahlt haben, werden sie auf Booten, die meist überfüllt und selten seetauglich sind, Richtung Europa geschickt.

Durch die Sabotage der Hilfsschiffe, durch die Förderung der Lager und der Küstenwache gibt Europa ein eindeutiges Zeichen:

Lasst sie doch verrecken!

Und wir spielen brav mit, indem unsere Aufmerksamkeit bestenfalls 5 Sekunden an der Affäre hängenbleibt.

Hier noch ein paar Texte zu den Lagern in Libyen:

Take the Square!

barfuss

Deutschlandfunk