Mit Entsetzen habe ich von der Eskalation auf dem Freibeuter, einem besetzten Schiff in der Rummelsburger Bucht in Berlin, gelesen. Der Streit zwischen zwei Gruppen von Nutzer*innen eskalierte so weit, dass es zu einem Polizeieinsatz kam. Die rockte gleich ordentlich mit der SEK rein, Daraufhin zog sich eine Gruppe zurück, die andere wurde dann geräumt. Laut Zeitungsberichte wurden dabei zwei Menschen verhaftet.
Weder kann noch will ich beurteilen, welche Gruppe nun mehr Recht hatte, welche mehr zur Eskalation beigetragen hat. Es bleibt aber ein Armutszeugnis: Menschen, die sich mehr oder weniger explizit Herrschaftskritik auf den Fahnen heften, holen die Polizei zur Lösung interner Probleme und verlieren konsequenterweise ihren Freiräume. Sind wir wirklich so unfähig geworden, miteinander zu sprechen, Differenzen auszuhalten und Probleme zu lösen?
Hier in Wien kenn ich diese Eskalationsstufe nicht. Aber die Unfähigkeit, zu diskutieren, ist auch hier verbreitet. Immer wieder hab ich das Gefühl, als gehe es nicht um einen Austausch von Argumenten, sondern vielmehr darum, Recht zu behalten, die eigene Identität zu bestärken. Abweichende Meinungen werden dementsprechend oft als persönlicher Angriff gesehen. (Klar, das sind persönliche Erfahrungen, und lässt sich eigentlich nicht verallgemeinern)
Es geht mir nicht darum, dass mensch irgendwelche Überzeugungen aufgeben soll. Aber leider ist es ja nicht so, dass „die Linke“ besonders erfolgreich wäre. Etwas mehr Neugierde und Offenheit könnte da sicher nicht schaden. Und wohin Diskussionsunkultur im schlimmsten Fall führen kann, sieht mensch ja an der „Freibeuter“-Geschichte.